Archive for the 'Menschliches' Category

Arbeit ist unser Leben

 

- Sie sind also eine durchrationalisierte Frau?

Sagen wir, ein Mensch, bei dem sich Gemüt und Verstand die Waage halten.

- Und woher haben Sie das gelernt?

Vom Arbeiten natürlich. Die Arbeit ist unsere einzige echte Verbindung zur Realität. Das Handeln, das Tun, die Aktion. Alles übrige ist keinen lumpigen Sou wert.

Helena Rubinstein nach G.S.Troller

 

Lieblingsspielzeug der Patriarchen

 

Dieser schöne Gletscher in Südtirol auf fast dreitausend Meter Höhe

 

Langferner

Langferner

 

gibt das Lieblingsspielzeug der Patriarchen frei: Granaten, Gewehrpatronen und Knochensplitter.

 

Lieblingsspielzeug

Lieblingsspielzeug

 

Wie der örtliche Polizeichef erzählte, waren hier Italiener und Österreicher im ersten Weltkrieg aufeinandergetroffen. Um Munition zu sparen, hatten die Österreicher Senfgas versprüht und dann ungarische Truppen mit Keulen geschickt, die benommenen Feinde zu erledigen.

Das nennen wir Kultur.

 

Feuerkraft

 

Ein Punkt wie der in der Mitte steht für drei Megatonnen Feuerkraft, soviel wie im Zweiten Weltkrieg insgesamt einschließlich der Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima verballert wurde.

Alle Punkte: Gesamte Feuerkraft auf dem Planeten, die 1981 vorgehalten wurde, 18.000 Megatonnen oder 6.000 Zweite Weltkriege.

Eingekringelt oben links: die Feuerkraft eines Poseidon U-Bootes, unten links: die eines Trident U-Bootes.

Zwei Quadrate genügen, um sämtliche Städte des Erdballs zu verwüsten.

Das war 1981.

Wieviel ist davon heute noch bereit?

 

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Grafik aus Douglas R. Hofstadter, Metamagical Themas.
 

Breakfast in Utopia

 

Patient: Mein Bruder ist nicht zum Aushalten. Er glaubt, er sei ein Huhn und gackert den ganzen Tag.
Therapeut: Lassen sie ihn doch einweisen.
Patient: Das geht nicht, ich brauche die Eier.

* * * * *

Nichts ist so unglaubwürdig wie die Wirklichkeit.

Fejodor Dostojevski

* * * * *

Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.

Friedrich Schiller

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Zeitenwende, Auflösung des Eigentumsprinzips, das ist, was der Kommunismus eigentlich hätte wollen sollen, sich aber nicht traute, weil staatlich. Ohne Eigentum fehlt nämlich auch die staatliche Legitimation.

Das mittelalterliche Lehensprinzip war da eigentlich schon weiter – aller Grund gehörte dem Kaiser als Symbol des Menschen, er wurde, Dienstbarkeiten begründend, abgetreten, “verliehen”. (Ich han min lehen, Walter von der Vogelweide).

Eigentum ist immer abgeleitete Gewalt, es muß zu seiner Existenz immer einen ultimativen Gewalttäter geben. Fehlt dieser, ist die Gewalt sozusagen privatisiert, zurück zum Straßenraub.

Am allerschönsten wäre natürlich eine mächtige Zentralgewalt, die dieselbige nur gegen das Böse und Üble einsetzt, sozusagen ein Märchen.

So zerstieben die Utopien und aus den einst aufgeregten Neuerern werden abgeklärte Griesgrame. Ce la.

 

Polizeilich gesucht

 

Als neulich unser geliebter Bundespräsident gewählt werden mußte, wurde dieses überaus gewichtige und spannende Ereignis live im Staatsfernsehen übertragen. Das heißt, von der Wahl sah man nicht viel, aber die Moderatoren standen im Foyer herum und redeten was man so redet, wenn es nichts zu sagen gibt, TV für Einsame. Dabei unterlief den Sprechern mehrmals, daß sie vor dem entscheidenden dritten Wahlgang vom mutmaßlichen Präsidenten Wulff redeten. Eine gar nicht üble Spitze, denn mit dem Adjektiv mutmaßlich werden gemeinhin Verbrecher in Berichten vor ihrer Verurteilung belegt.

Unser ebenfalls geliebter Bürgermeister hat sich auf sein PKW-Nummernschild seine Initialen prägen lassen, und zwar in der Reihenfolge Nachname, Vorname. Als sich mal jemand so vorgestellt hatte, meinte mein Begleiter hinterher, einfache Leute stellten sich so vor, wie sie polizeilich gesucht würden.

 

Schlagzeilen im Oktober

 

Koppelt doch die Boni der Banker an die Zahl der weltweit Hungernden.

Umgekehrt proportional, versteht sich.

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Urban Talmud

 
Nach dem Besuch beim Herrenausstatter (Seinfeld 7.19):

JERRY: So to get out of the store I told him I wanted to see what someone else thought and then he makes a face like he doesn’t believe me.
ELAINE: Oh, so he knew you were making it up.
JERRY: Yeah, he caught me. So here is what I want you to do: come back with me to the store and we’ll pretend to look at the coat.
ELAINE: That’s ridiculous! Why do you want to go back there if you don’t want the coat?
JERRY: Because he thinks I was lying, I want to show him I wasn’t.
ELAINE: But you were.
JERRY: Well, if you go back with me, then I’m not.

Der ganze Abgrund des Moralisierens, und man ist erst bei den Absichten.
 

Mutter der Künste

 

Wenn die Arbeiterklasse sich das Laster, welches sie beherrscht und ihre Natur herabwürdigt, gründlich aus dem Kopf schlagen und sich in ihrer furchtbaren Kraft erheben wird, nicht um die famosen Menschenrechte zu verlangen, die nur die Rechte der kapitalistischen Ausbeutung sind, nicht um das Recht auf Arbeit zu fordern, das nur das Recht auf Elend ist, sondern um ein ehernes Gesetz zu schmieden, das jederman verbietet, mehr als drei Stunden pro Tag zu arbeiten, so wird die alte Erde, zitternd vor Wonne, in ihrem Inneren eine neue Welt sich regen fühlen… aber wie soll man von einem durch die kapitalistische Moral korrumpierten Proletariat einen männlichen Entschluß verlangen!

Wie Christus, die leidende Verkörperung der Sklaverei des Altertums, erklimmt unser Proletariat, Männer, Frauen und Kinder, seit einem Jahrhundert den rauhen Kalvarienberg der Leiden; seit einem Jahrhundert bricht Zwangsarbeit ihre Knochen, martert ihr Fleisch, zerrütet ihre Nerven; seit einem Jahrhundert quält Hunger ihren Magen und verdummt ihr Gehirn….

O Faulheit, erbarme Du Dich des unendlichen Elends!

O Faulheit, Mutter der Künste und der edlen Tugenden, sei Du der Balsam für die Schmerzen der Menschheit!

Paul Lafargue, 1842-1911, Das Recht auf Faulheit

Für Lohnabhängige klingen drei Stunden Arbeit verlockend, als Unternehmer scheinen mir acht das rechte Maß zu sein. Doch letztlich ist das die verkehrte Denke, unsere wahre Utopie im technischen Kollektiv muß lauten: es ist für alle gesorgt und gearbeitet wird nur noch aus Neigung, dann jedoch solange man will.

Der ganze Aufsatz findet sich z.B. hier, aufmerksam wurde ich darauf durch die lesenswerte freitägliche Kolumne von Schröder & Kalender in der Jungen Welt. Man muß diese nicht halten um jene zu verfolgen, sie verweisen regelmäßig darauf in ihrem ebenfalls lesenswerten Blog.
 

Kopffreiheit

 
Die Höhe der Zimmerdecke wirke sich auf die Konzepte aus, die im Kopf entstehen. Manager sollten höhere Decken haben, Techniker und Buchhalter niedrigere.

Man könnte den Leuten auch raten: öfter mal Rausgehen!
 

Ausweitung der Sinne

 

Die Presse wiederholt das erregende Gefühl, das wir kennen wenn wir unseren Verstand gebrauchen, und wenn wir das tun, können wir die äußere Welt in den Stoff, aus dem wir gemacht sind, übersetzen. Dieses erregende Erleben des Übetrtragens erklärt, warum die Menschen ganz natürlich danach verlangen, ihre Sinne dauernd zu gebrauchen. Jene äußere Ausweitungen unserer Sinne und Fähigkeiten, die wir Medien nennen, verwenden wir genauso beständig wie unsere Augen und Ohren und auch aus den selben Beweggründen. Andererseits betrachtet der literarisch ausgerichtete Mensch diesen pausenlosen Einsatz der Medien als etwas Minderwertiges; das ist in seiner Welt des Buches etwas Ungewohntes.

Marshal McLuhan, Understanding Media

Soviel zum pausenlosen Fernsehen oder Internetgebrauch.