Daily Archive for January 16th, 2009

All Business Is Local

 
Der schöne Spruch, daß es keine Gesellschaft gäbe, sondern nur Individuen sei von Margaret Thatcher, schreibt Professor Dürr und verweist darauf, wie die Befreiung und Selbstverwirklichung der Hippiezeit zu der vom Kapitalismus gewünschten Vereinzelung, Mobilisierung und Flexibilisierung geführt habe.

Wahrscheinlich gilt, es gibt Individuen und den Staat und tatsächlich keine Gesellschaft. Die mangelnde Solidarität wird von allen als unbefriedigend empfunden – die Leute in den anonymen Internetgruppen, wenn es gut läuft, haben den Drang sich zu treffen.

Die Gesellschaft soll als eine Art Gegenpol zum Staat gedacht werden. Jemand, der gegenüber dem Staat Positionen bezieht und Forderungen stellt. Eine freie Gesellschaft kann es aber nur in ihrer natürlichen Ausformung als Gemeinde, Verein, Verband geben, deshalb ist die Koalitionsfreiheit so ein hohes Gut. Deshalb verliert die Gewerkschaft Kraft, wenn sie ihre Basis schwächt, also die Organisationen an der Basis. Die Fusionen, das Verschwinden der Einzelgewerkschaften. Der Mensch organisiert sich nur in seinem Umkreis.
 

Cicerone

 
Nach Vergil tranken die Seelen vom Flusse Lethe die Vergessenheit nicht um das Leben, sondern um die paradiesischen Zustände des Elysiums zu vergessen, wenn sie diesen Ort der Reinigung nach vielleicht tausend Jahren in einem neuen Leib verlassen. Offenbar enthält seine Aeneas genauere Beschreibungen der jenseitigen Gefilde, weshalb ihn der mittelalterliche Dante als Reiseführer in der Unterwelt wählte.
 

Doxosophia: Dünkelweisheit

 
Antike Witze vom Scholastikos

Jemand begegnete einem Scholastikos und sagte; “Der Sklave, den du mir gestern verkauft hast, ist gestorben.” – “Bei den Göttern”, sagte er, “bei mir hat er nichts dergleichen getan.”

Ein Scholastikos traf einen Bekannten und sagte: “Ich habe gehört, daß du gestorben bist.” Der erwiderte: “Du siehst doch, daß ich noch lebe.” Darauf der Scholastikos: “Aber der es mir sagte war viel glaubwürdiger als du.”

S. fand den Witz nicht lustig und erzählte einen anderen:
-Was gibt es denn zu essen?
-Scheiße mit Erdbeeren.
-Iiih, Erdbeeren.
 

Autodrama

 
Normalerweise ist es so, daß Vorkommnisse Empfindungen auslösen. Also: auf das erlebte Ereignis folgt die Empfindung. Beim Träumen nun scheint es umgekehrt zu sein: man empfindet etwas und der Geist reimt sich dazu Ereignisse zusammen. Deshalb sind Träume in ihrer Dramaturgie oft holprig, während die Empfindungen meist klar sind. Vermutlich haben dramaturgisch begabte Leute auch die aufregenderen Träume.